Manuskript Auszug aus dem Buch: Das Morgenrot der Welterlösung DAS MORGENROT DER WELTERLÖSUNG 1. Die vorweltliche Ewigkeit 2. Die Weltschöpfung 3. Der Ursprung des Bösen AUSZUG: 3. Der Ursprung des Bösen In diese Welt, die zum Höchsten bestimmt war, die der Schöpfer dazu berufen hatte, ein Gefäß seiner Herrlichkeitsoffenbarung zu werden, ist ein Riss eingetreten. Die zusammenklingende Harmonie der Sphären ist durch einen grellen Misston zerstört. Die Sünde ist aufgetreten und hat sich Gottes heilig liebenden Selbstverklärungsplänen frevelnd entgegengestellt. Durch die Sünde der Menschheit ist hier unten die Erde verheert (1. Mose 3, 17-18; Römer 8, 20), und in der Himmelswelt droben hat sich, wie die Versuchungsgeschichte der Bibel voraussetzt, schon vor dem Fall der ersten Menschen ein Sündenfall unter den Engeln ereignet (1. Mose 3, 17; 1. Mose 2, 15). Wie dies jedoch möglich war und warum Gott es zuließ, vermag niemand zu sagen. Der Ursprung des Bösen bleibt ewig ein Geheimnis. Auch die wenigen Andeutungen, die die Schrift darüber gibt, führen über ein Ahnen nicht hinaus. I. Satan vor dem Fall Gottes weltenumspannender Schöpfungsstaat ist, wie es scheint, in eine Anzahl von Provinzen eingeteilt, deren stoffliche und geistige Organisation je einem bestimmten Engelfürsten, gleichsam als Statthalter Gottes, anvertraut ist. So gibt es Engel für Kinder (Matthäus 18, 10), für Erwachsene (Apostelgeschichte 12, 15), für ganze Länder und Nationen, wie Persien (Daniel 10, 13), Griechenland (Daniel 10, 20), Israel (Dan. 10, 21; 12, 1). Dies setzt voraus, daß es sowohl in der Welt des Lichtes als auch in der Welt der Finsternis Engelorganisationen gibt, die, je nach der Größe des betreffenden Gebietes, nach verschieden hohen Rangstufen in gewisse Herrschaftsbezirke eingesetzt sind. In der Tat spricht Paulus von „Thronen, Herrschaften, Fürstentümern und Gewalten” nicht nur in der sichtbaren, sondern auch in der unsichtbaren Welt (Kolosser 1, 16; Epheser 1, 21). Solch ein besonderer Fürst Gottes muß auch Satan vor seinem Fall gewesen sein. Aus seiner Machtstellung, die er noch in der jetzigen Zeit innehat, ist zu schließen, daß ihm jedenfalls vor seinem Fall ein gewaltiges Gebiet zur Beherrschung rechtmäßig übergeben worden war, und die Tatsache, daß er gerade auf der Erde wirkt, legt den Gedanken nahe, dies Gebiet sei die Erde und die sie umgebende Luft bzw. Ätherregion gewesen. Dies findet nun auch wirklich im Worte Gottes seine Bestätigung. Der HErr Jesus selbst bezeichnet Satan als den Fürsten der Welt (Johannes 14, 30). Paulus nennt ihn den „Fürsten über die Mächte der Luft”. Als Satan in der Versuchung dem HErrn alle Reiche dieser Erde anbot und dabei sagte: „Dir will ich diese ganze Macht mit ihrer Herrlichkeit geben; denn mir ist sie verliehen worden, und ich kann sie geben, wem ich will”, hat der HErr diese Vollmacht auch insofern anerkannt, als er es dem Teufel nicht bestritt, gegenwärtig über die Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit verfügen zu können (Matthäus 4, 8-10). Und wenn es in der Offenbarung in bezug auf die Endzeit der gegenwärtigen Haushaltung heißt: „Die Herrschaft über die Welt ist an unsern HErrn und seinen Gesalbten gekommen, und er wird als König in alle Ewigkeit herrschen” (Offenbarung 11, 15 vgl. Offenbarung 19, 6), so liegt in diesen Worten ebenfalls das Zeugnis, daß das Reich der Welt bis zu jenem Augenblick unter der Botmäßigkeit eines andern, eben des „Fürsten dieser Welt”, steht. Nun verstehen wir auch, warum der Erzengel Michael bei seinem Streit mit dem Teufel um den Leib des Mose nicht wagte, ein lästerndes Urteil über ihn auszusprechen, sondern nur sagte: „Der HErr strafe dich” (Jud.9). Ja, selbst noch nach Golgatha und Pfingsten dauert das Obrigkeitsverhältnis Satans über seinen Weltbezirk fort; denn noch im Zeitalter der Gemeinde bezeugt der Apostel Johannes: „Die ganze Welt liegt im Argen” (1. Johannes 5, 19), und Paulus spricht verschiedentlich von der „Obrigkeit” Satans (Apostelgeschichte 26, 18; Kolosser 1, 13; Epheser 2, 2), wobei er sich des selben Wortes bedient, mit dem er im Römerbrief die menschlichen Behörden bezeichnet (gr. exousia Römer 13, 1), und somit zum Ausdruck bringt, daß auch die Herrschaft Satans geradezu ein Reich ist (vgl. Matthäus 12, 26). II. Der Sündenfall Satans So muß denn einmal in der vorgeschichtlichen Ewigkeit ein Augenblick eingetreten sein, in dem dieser Weltfürst Gottes dem Höchsten seine Lehnspflicht aufkündigte und somit aus einem „Lucifer”, einem „Lichtträger” der göttlichen Herrlichkeit, ein „Widersacher” Gottes (hebr. „Satan”) und „Verleumder” seiner Heiligen (gr. „diabolos” = Teufel) wurde. Von da an geht ein gewaltiger Riss durch den Kosmos, und ein organisiertes Gegenreich des Bösen steht dem Weltenstaat Gottes gegenüber (Matthäus 12, 26). Satan als Herrscher hat wiederum Fürsten und Gewalthaber unter sich (Daniel 10, 13; Daniel 10, 20; Epheser 6, 12), und die Auseinandersetzung zwischen ihm und dem Reich Gottes ist fortan das Thema und der Grundinhalt der in der Heiligen Schrift angedeuteten Weltall Übergeschichte. Den Fall dieses gewaltigen Lichtfürsten scheint, wie schon die Rabbinen annahmen, die Schilderung des gestürzten Königs von Babel bei Jesaja bildhaft mit im Auge zu haben. „O, wie bist du vom Himmel gefallen, du Glanzgestirn, Sohn der Morgenröte! … Du dachtest in deinem Sinn: ,In den Himmel will ich hinaufsteigen, hoch über den Sternen will ich meinen Thron aufrichten , will mich dem Höchsten gleich machen´. Nun aber bist du ins Totenreich hinabgestürzt, in den tiefsten Winkel der Unterwelt” (Jesaja 14, 12-15). Auch Hesekiel entlehnt, wie es scheint, seine Bilder für die Beschreibung des Falles von Tyrus jenem vorgeschichtlichen Urereignis: „Der du das Bild der Vollkommenheit warst, voll von Weisheit und vollkommen an Schönheit, du warst ein gesalbter Cherub, der da schirmt . . . Unsträflich warst du in all deinem Tun von dem Tage deiner Erschaffung an, bis Verschuldung an dir gefunden wurde. Dein Sinn war hochfahrend geworden infolge deiner Schönheit. Du hattest deine Weisheit außer acht gelassen um deines Glanzes willen” (Hesekiel 28, 12-17). Im allgemeinen aber spricht die Heilige Schrift fast gar nicht von diesem Fall Satans, in direkter Weise sogar niemals. Sie will, als die Urkunde des Heils, dem Menschen, prophetisch geschichtlich, den Weg zur Erlösung zeigen, ihm aber nicht, philosophisch, das System einer Welt- oder Ewigkeitsanschauung geben; denn wenn sie das wollte, würde kein Mensch sie verstehen. Darum redet sie auch über den Ursprung des Bösen nur hintergrundartig und mittelbar, nur in gelegentlichen, bildhaften Andeutungen, niemals aber in direkten Belehrungen und nirgends in zusammenhängender, unverhüllter Form. „Das Geheimnis ist des HErrn” (5. Mose 29, 29). In jedem Fall aber ist der Glaube an die Existenz eines persönlichen Teufels der Glaube Jesu und seiner Apostel (Matthäus 4, 1-12, Matthäus 4, 27; Lukas 10, 18; Römer 16, 20; 2. Korinther 11, 14-15; Offenbarung 12, 7-9; Offenbarung 20, 2+10). Wer diesen urchristlichen Glauben nicht teilt, kann unmöglich Jesus und seine Apostel verstehen. Der moderne Mensch steht der Teufelsidee jedoch meist schon deshalb von vornherein ablehnend gegenüber, weil er dabei fast immer sofort an die populär schauerliche und albern groteske Teufelsvorstellung des Mittelalters denkt. In Wahrheit aber ist Satan ein mit höchster Intelligenz begabtes, zwar gefallenes, aber nichtsdestoweniger überaus...